Diese private Erhaltungsinitivative wurde notwendig, da sich die staatlichen Rebenzuchtbetriebe bis heute nicht ausreichend um den Erhalt des historischen Sortenerbes kümmern. Den drei, seit 1990 in den Markt eingeführten Traditionssorten Tauberschwarz, Muskat-Trollinger und Roter Riesling stehen über hundert Sorten gegenüber, die bis zu ihrer Neuentdeckung durch Andreas Jung offiziell als ausgestorben oder gar nicht existent galten, darunter berühmte Sorten wie Kleiner Fränkischer Burgunder, Großer Burgunder, Arbst, Clävner, Möhrchen oder Süßschwarz. Seit 1950 wurden die Steuergelder in der staatlichen Rebenzüchtung ausschließlich für kommerzielle Züchtungszwecke verwendet, sei es, um neue Sorten wie Regent, Faberrebe oder Dornfelder zu züchten, sei es, um neue Marktklone von wenigen, aber viel verkauften Traditionssorten wie Riesling oder Spätburgunder zu selektieren. Diese staatseigenen, mit Steuergeldern produzierten Zuchtklone werden zusammen mit neu eingekauften Klonen (z.B. Merlot) auf dem europäischen Markt zu nicht kostendeckenden Preisen angeboten. Ihrer eigentlichen Hoheitsaufgabe, der nachhaltigen Erhaltung der Gesamtheit der heimischen Rebsorten- und Klonenvielfalt, sind die staatlichen Züchter seit 1929 nicht mehr gebührend nachgekommen. Stattdessen wurden 5 historische Rebsortimente gerodet oder aufgegeben und bisherige Sortimente verkleinert. Man konzentrierte sich auf Neuzüchtungen und die 27 klassischen Sorten, die beim Bundessortenamt bis heute eingetragen und in den meisten Bundesländern zum Anbau zugelassen worden sind. Dabei waren bis Ende 2009 in den alten, vor 1950 angelegten Weinbergen noch über 350 Rebsorten anzutreffen, darunter 243 historische Sorten, von denen 89 ausgestorben waren. Die große Mehrheit der über 760, allein im deutschsprachigen Kulturraum zwischen 1750 und 1860 dokumentierten Rebsorten ist komplett vernachlässigt worden. Hunderte von Sorten sind in Vergessenheit geraten und ausgestorben. Seit 1929 hat kein staatlicher Züchter mehr versucht, gesunde Klone der von Reichsrebenzüchtern verbotenen und nach dem Krieg komplett ignorierten Rebsorten einzusammeln. Niemand hat versucht, die große Mehrheit der nicht beim Bundessortenamt registrierten Traditionssorten aufzuspüren und in virusfreier, praxistauglicher Anbauqualität für die Nachwelt zu erhalten. Die wenigen, verbliebenen Einzelexemplare einheimischer Rebsorten in staatlichen Sortimenten stammen größtenteils noch aus Vorkriegssammlungen. Während beim Riesling mittlerweile fast 1000 Klone gesammelt worden sind, wurde die Klonenvielfalt der vielen nicht klassifizierten Sorten systematisch auf 3-4 Stock je Sorte herunterreduziert. Ohne gezielte Duplikationsmaßnahmen sind viele Sorten durch immer aggressivere Holz- und Pilzkrankheiten vom plötzlichen Absterben und so vom Aussterben bedroht. Mangels unterlassener phytosanitärer Maßnahmen sind die Stöcke in staatlicher Verwahrung zudem häufig virusinfiziert. Das heisst, dass sie ohne aufwändige Sanierungsmaßnahmen nicht mehr für die Weinbaupraxis tauglich sind.
Kurzum: das bisherige System der Sortenerhaltung mit 3-5 Rebstöcken in staatlichen Zuchtsortimenten ist nicht nachhaltig und war nie ausreichend. Es hat in zu vielen Fällen versagt. Über 100 in Deutschland, der Schweiz und in Polen wiederentdeckte historische Sorten galten vor kurzem noch als ausgestorben. Über 150 Sorten sind immer noch verschollen. Angesichts des immer schnelleren Verschwindens der letzten alten Weinberge mit historischen Sortengemischen ist es für viele Sorten bereits 5 nach 12. Und während die Staatsbetriebe das Problem weiterhin aussitzen, wurde von privater Seite gehandelt. Das Ergebnis dieser privaten Rettungsaktionen ist in den Rebsortenarchiven zu begutachten. Gut 300 historische Sorten und über 1450 Klone (Stand 2015) wurden seit 2005 von Andreas Jung eingesammelt. Der Südpfalzweinberg mit mittlerweile über 90 Sorten ist das erste und älteste Rebsortenarchiv und das einzige, in dem Rebenpatenschaften für seltene, vor Kurzem noch ausgestorbene Sorten erworben werden können. Als zu 100% privat finanziertes Rebsortenarchiv bedarf dieses Erhaltungsprojekt Ihrer Unterstützung.